Wenn du dein eigenes Saatgut vermehrst, kannst du langfristig eine ganze Stange Geld sparen und leistest einen Beitrag zum Erhalt von bewährten Gemüsesorten. In der konventionellen Landwirtschaft werden in der Regel ertragreiche Hybriden angebaut. Das Obst und Gemüse ist für die Supermärkte optisch und geschmacklich auf Linie gebracht und lässt wenig Platz für Überraschungen. Dein eigener Garten bietet daher ganz andere Möglichkeiten, um ausgefallene Gemüsevariationen zu ziehen. Ein typisches Beispiel dafür ist das ‚Bamberger Hörnla‘. Eine sehr aromatische und eher schlanke Kartoffelsorte. Sie ist im Supermarkt nicht zu finden, aber bei Hobbygärtnern wegen des guten Geschmacks sehr beliebt.
Samenfestes Saatgut
Zur Saatgutgewinnung rate ich dir zu samenfestem Demeter-Saatgut als Basis. Nur bei diesen Sorten bringt deine Nachzucht die gleichen sortentypischen Merkmale wie Größe, Form und Geschmack hervor. Kartoffeln und Tomaten aus dem Supermarkt kannst du zwar genauso im Garten vermehren, jedoch handelt es sich meist um F1-Hybriden. Das ist die erste Generation einer Kreuzung von genetisch sehr unterschiedlichen Inzuchtlinien.
F1-Hybriden besitzen die Besonderheit in der ersten Generation ertragreicher als die Mutterpflanzen zu sein. Üblicherweise werden dabei Eigenschaften kombiniert, die sich gut ergänzen. Beispielsweise die Wilde Möhre wegen ihres intensiven Aromas und eine bestimmte Speisemöhre mit der perfekten Kegelform und Farbe. Entnimmst du nun aber Saatgut von deinen Hybrid-Pflanzen, wirst du im Folgejahr eine Aufspaltung in die Ursprungsformen und völlig neue Mischformen feststellen. Deine Pflanze und ihre Früchte lassen sich über ihr eigenes Saatgut nicht mehr reproduzieren.
Eine Erklärung für diesen Effekt liefern die von Gregor Mendel beobachteten Vererbungsgesetze. Mendel kreuzte in seinem Versuch zwei Erbsensorten. Wobei eine Sorte nur glatte, gelbe Erbsen hervorbrachte und die andere Sorte ausschließlich grüne, runzlige Erbsen. Bei der Kreuzung zeigten sich in der ersten F1-Generation ausschließlich einheitlich gelbe, glatte Erbsen. In der zweiten F2-Generation entstanden jedoch vier unterschiedliche Erbsentypen im Zahlenverhältnis 9:3:3:1.
- 9 gelbe, glatte Erbsen
- 3 grüne, glatte Erbsen
- 3 gelbe, runzlige Erbsen
- 1 grüne, runzlige Erbse
Auch aus F1-Hybriden kann man neue Sorten ziehen
Wenn du richtig motiviert bist, kannst du auch aus F1-Hybriden oder zwei samenfesten Sorten eine eigene Gemüsekreation ziehen. Dafür brauchst du allerdings einen langen Atem. Die Neuzüchtung einer samenfesten Gemüsesorte kann gut zehn Jahre und länger in Anspruch nehmen. Die Pflanzen müssen sorgfältig selektiert und immer wieder mit sich selbst vermehrt werden. Der Vorgang wird so lange wiederholt, bis alle Nachkömmlinge die gleichen Eigenschaften aufweisen. Samenfeste Sorten sind also immer auch inzüchtig.
Samenfest ist nicht gleich kreuzungsfest!
Wenn du im Gewächshaus oder auf dem Beet nebeneinander verschiedene Tomaten- oder Möhrensorten anbaust, riskierst du eine Verkreuzung der Sorten. Auch Wildformen, wie die Wilde Möhre, können sich versehentlich einkreuzen. Insekten oder Wind tragen die Pollen zu den Nachbarpflanzen und so kann trotz des samenfesten Saatguts eine Hybridform entstehen. Je nach Gemüseart solltest du daher bestimmte Isolierabstände einhalten und entsprechende Wildpflanzen in unmittelbarer Nähe entfernen.